Schreien? – Ja, schreien, Haare raufen und doch nix in der Hand haben…

13. April 2010


Der große Tag war da. Der SOL-Tag (SOL heißt übrigens Shout Out Louds, denn die stehen seit dem letzten Artikel im Mittelpunkt des Geschehens)! Ich würde die vom Hocker reißen mit meinen wunderbaren fRagen, sie umgarnen, umspielen… ja, einfach um den Finger wickeln, so dass sie mir nach dem Gespräch nicht nur eine ernstgemeinte Facebook-Freundschaft anbieten würden. Aber irgendwie fehlte da noch was. Hm, meinen Charme hatte ich eh dabei, den Autoschlüssel schon bereit gelegt, das Aufnahmegerät in der Tasche und meine Fragen … au Backe, meine Fragen an die Band weder im Kopf noch auf irgendeinem Schmierzettel. Also ran an den Rechner, Stift zücken und fix überlegen, was ich denn fragen könnte. Und *bling* schon sprang das Skype am Rechner an und mit ihm auch die erste Nachricht, wie es mir denn so ginge. Nein, das fragten nicht die Shout Out Louds, die „zufälligerweise“ einer meiner Skypekontakte sind (sind sie natürlich nicht, is klar!), sondern Freunde, die mal am Wochenende vor dem Rechner sitzen und gern mit mir kommunizieren. Ich mit ihnen eigentlich auch, aber jetzt? Jetzt in dieser Situation stand mir das Wasser zumindest bis zum Rumpf. Bis zur Abfahrt zum Interview waren es noch zweieinhalb Stunden (eigentlich zuwenig Zeit, um wirklich zu recherchieren). „Panik“ war wohl das treffenste Wort der Stunde. Und was tat ich? – Ich ignorierte diese Panik eiskalt und stieg natürlich in den Skypechat über Freundschaft, Wohlbefinden und Wetter ein. Die Recherche sollte doch auch „nebenbei“ funzen, ich mach das schließlich nicht zum ersten Mal, ich fühl mich wie ein Profi (ob ich das auch wirklich bin, steht auf einem gaaanz anderen Blatt).

Der Chat ist super, informativ und ein warmer emotionaler Mantel, aber keine Hilfe fürs Interview und Ihr wisst sicher, dass die Zeit im Netz rauscht … ich sag nur: Lcihtgeschwindigkeit. – Upps, nur noch eine halbe Stunde und eine Fragen auf dem Blatt. Also, das beste wäre in diesem Moment, verabschieden aus dem Chat, ganz viel ausdrucken und während der Fahrt ab und an in die Unterlagen schauen. Geht aber nicht, da ich per Auto unterwegs bin und der Drucker schon seit Wochen nach neuer Tinte schreit. Also, dann eben wie damals im Abi mi dem Leitspruch „Mut zur Lücke“. Fünf Standardfragen haben sich dann auch irgendwie wie von selbst auf den Zettel geschmiert. Zusammenpacken und los, denn durch die Trödelmentalität des Tages bleiben für die 90 Minuten Fahrtweg nur noch 75 Minuten übrig. Gaspedal also bis zum Anschlag durchtreten und dann … stoppen sobald die Autos vor mir die Warnblinkanlage einschalten. Scheiße! – STAU! – Stau? – Jetzt? Heute? Auf dieser Strecke? Im Ernst? Schutzengel? Hallo? Wo seid ihr? Ok, es ist wunderbares Wetter, vielleicht macht ihr n kleines Nickerchen auf den Schäfchenwolken. Aber HALLO, ich bin hier unten und ziemlich im A****. Auf einem meiner ganzen Zettel, die ich in meine Tasche gepackt hatte, stand die Nummer des Tourmanagers. Die Vorwahl +44 heißt auf jeden Fall „teuer“. Mit einem schlechten Gewissen an meine Telefonrechnung, wählte ich die Nummer und drückte das grüne Icon auf dem Handy. „Hey there, it’s me. I got an interview with the Shout Out Louds in 30 minutes. But I’m in a traffic jam.“ – „Ok, we’re figure something out. Come on over. See you.“ Prima, das wärs erstmal. Das Gespräch konnt ich um eine halbe Stunde verschieben, aber professionell ist das nicht. Der Herr Manager ließ mich das dann auch spüren. Den zweiten Termin schaffte ich pünktlich. Puh, am Club angekommen, rein in die Location. Ähm, hallo Orientierung? – Ah, da stand Ted (= Bassist der Band). Wow, der sieht ja in real life verdammt klasse aus… Flirtgedanken beiseite schieben und fragen: „Wo ist denn der Manager?“.
Ich wurde auf eine Tür im Backstage verwiesen und fand mich kurze Zeit dort wieder und wartete gefühlte fünftausend Stunden auf nem alten Ledersofa, in einem typischen Backstageraum (achziger Style, Ledercouch, häßlich Spanplattentüren, Oma-Pflanzen, die zu groß geworden sind und diese unbarmherzige Kälte). Heulen und Jammern waren keine Optionen, also einfach so tun, also würde ich das Aufnahmegerät überprüfen und der Herr Manager war mit einem anderen Herrn noch schwer am Planen der weiteren Tour. Aus Höfflichkeit ließ ich meine Gedanken schweifen und hörte nicht zu. Super, was für ne Ausgangslage für das Gespräch. Öhm, nur zur Sicherheit, hatte ich schon erwähnt, dass ich eigentlich keine richtigen Fragen in petto hatte? – Mist, was mach ich hier eigentlich?
Und plötzlich ging alles ganz schnell. Raus aus dem einen Raum über den Flur vorbei an Schildern und Getränkeautomaten und schwupps im nächsten Zimmer. Hier war niemand. Nur die Kälte des Raumes vor der mich die verdammt dünne Sommerjacke mitten im Spätwinter nicht retten konnte. Kurz Kälte realisiert und mit den Eishänden die Gerätschaften bereitgelegt und dann begrüßte ich mit diesen Eishänden Adam Olenius und Ted Malmros. Wow, die sahen toll aus und mein Hirn ausgeschaltet. Das Aufnahmegerät hatte ich zum Glück schon zuvor auf „Record“ gedreht, aufnehmen würde ich das Gespräch. Aber was sollte bitte unter diesen Umständen rauskommen? (to be continued…)
radiokonzert für mdr sputnik

Eine Antwort to “Schreien? – Ja, schreien, Haare raufen und doch nix in der Hand haben…”

  1. VH said

    Ich kanns kaum erwarten zu lesen wies weiterging.
    Daumen hoch und weiter so (und blos nicht unterkriegen lassen von den Staudämonen!).

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